Migrant*innen beim Arzt: Was die Bürger*innen denken

Migrant*innen beim Arzt: Was die Bürger*innen denken

Über 90% stört es, wenn Minderheiten als Vordrängler beim Arzt attackiert werden.
Dies zeigt eine repräsentative Umfrage für das Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften.
Über 70% von ihnen würden das auch äußern.

FRAGE: „Und nun stellen Sie sich bitte einmal vor, Sie sitzen in einem Wartezimmer. Es ist voll, mit Ihnen warten noch etwa 15 Personen. Ein [z.B.] Arabisch sprechendes Paar wird aufgerufen und verlässt das Wartezimmer. Nachdem das Paar weg ist, sagt ein Mann/eine Frau laut: "Es ist eine Zumutung, dass man sich heute überall hinter solchen Leuten anstellen muss."
„Niemand reagiert/ Jemand anders widerspricht. Wie ist es mit Ihnen, würde Sie die Aussage des Mannes/der Frau stören?“
Für die DivA-Umfrage des Max-Planck-Instituts wurden zwischen Nov. 2019 und April 2020 2917 Erwachsene in deutschen Städten telefonisch befragt. Die Studie ist repräsentativ für die erwachsene Bevölkerung deutscher Städte mit mind. 50.000 Einwohner*innen. Widergegeben wird ein Umfrageexperiment, in dem Subgruppen der Befragten leicht variierende Fragen (russisch-sprechend, dunkelhäutig etc.) gestellt wurden.

Die Details:

In der DivA-Umfrage des Max-Planck-Instituts war die folgende Frage enthalten:

„Und nun stellen Sie sich bitte einmal vor, Sie sitzen in einem Wartezimmer. Es ist voll, mit Ihnen warten noch etwa 15 Personen. Ein [xxx] Paar wird aufgerufen und verlässt das Wartezimmer. Nachdem das Paar weg ist, sagt ein Mann/eine Frau laut: "Es ist eine Zumutung, dass man sich heute überall hinter solchen Leuten anstellen muss."

[an die Hälfte der Befragten:] „Niemand reagiert. Wie ist es mit Ihnen, würde Sie die Aussage des Mannes/der Frau stören?“

[an die Hälfte der Befragten:] „Jemand anders widerspricht. Wie ist es mit Ihnen, würde Sie die Aussage des Mannes/der Frau stören?“

[xxx: Nach einem Zufallsverfahren, erhielten gleich große Gruppen der Befragten eine Formulierung, in der von einer der folgenden Gruppen die Rede war:]

muslimisches Paar -- jüdisches Paar -- Englisch-sprechendes Paar -- Russisch-sprechendes Paar -- Türkisch-sprechendes Paar -- dunkelhäutiges Paar -- Arabisch-sprechendes Paar -- asiatisches Paar -- homosexuelles Paar -- Flüchtlings-Paar 


Mit derartigen Umfrageexperimenten, in denen Teilgruppen der Befragten leicht variierende Fragen gestellt werden, kann überprüft werden, ob diese Veränderung einen Unterschied macht. Hier sollte etwa ermittelt werden, ob die Befragten anders antworten, wenn sie z.B. an ein Englisch- oder aber ein Arabisch-sprechendes Paar denken.


Von 2901 Befragten, die diese Frage beantworteten, erklärten 94%, eine derartige Äußerung („hinter solchen Leuten anstellen“) würde sie stören.

6% sagten, dies würde sie nicht stören.

Die Unterschiede – je nach der erwähnten Minderheit – waren nicht groß; die Ablehnung der feindseligen Äußerung dominierte durchweg ganz klar.


Anschließend fragten wir weiter, wie die Befragten denn reagieren würden.

[An diejenigen, die gesagt hatten, die Äußerung störe sie:] Und was würden Sie tun?

[Antwortmöglichkeiten waren: ] nichts --  Ihre Ablehnung z.B. durch einen bösen Blick oder Kopfschütteln signalisieren -- knapp sagen, dass Sie anderer Meinung sind -- scharf protestieren.

Von den 94%, die sich gestört fühlten, erklärten 72%, sie würden dies auch äußern. Die Anderen würden dies nicht tun oder es vielleicht bei einem Kopfschütteln belassen.

Auch hier waren die Unterschiede je nach den in der Frage genannten Gruppen nicht signifikant.

 

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